Janina Fuge, geboren 1978, Magistra Artium. Historikerin, Journalistin, Fotografin.

Ich mag' es, Geschichten zu erzählen - in Worten und Bildern. Momente festzuhalten, hat für mich etwas zutiefst Lebenswertes: So ein bisschen ist es so, als könne man für einen Sekunde die Zeit anhalten und mit Dokumenten - Texten und Fotos - dem Gedächtnis dabei helfen, Bewahrenswertes präsent zu halten und immer wieder neu mit Gedanken und "Leben" zu füllen.

Mich hat das immer schon begleitet: In meinem Studium der Geschichtswissenschaften (kombiniert mit Politikwissenschaften und Öffentlichem Recht) ging es immer wieder darum, "Vergangenes" dem Vergessen zu entreißen. Auch in meiner Dissertation habe ich mich mit dem Thema "Erinnerungskultur" befasst, genau genommen: Mit Gedenktagen in der Weimarer Republik, aus deren Anlass Ereignisse der jüngsten Vergangenheit (beispielsweise die Verabschiedung der Weimarer Verfassung 1918 oder die Gründung des Deutschen Reiches 1871) für die Gegenwart interpretiert wurden.

Seit 1998 arbeite ich außerdem als freie Journalistin. Viel habe ich für die Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide in Uelzen geschrieben, manches aber auch für die Deutsche Presse Agentur, das Hamburger Abendblatt oder das Neue Deutschland. Seit ungefähr 2007 habe ich außerdem das Fotografieren entdeckt - inzwischen ist es eine meiner liebsten Beschäftigungen, die Welt durch das objektiv zu beobachten: Klassische Reportage-Fotos und Motive gefallen mir, bei Reisen - egal, ob zum Wandern in die Eifel oder zum Welt-Entdecken nach Nordkorea und Japan - habe ich meine Kamera immer im Gepäck. Die besten Fotos für mich sind diejenigen, die ahnen lassen, dass sich hinter dem Sichtbaren noch eine ganze Geschichte verbirgt. Besonders haben es mir "Lost Places" angetan: Orte und Gebäude, deren Zeit eigentlich abgelaufen ist, die meist wunderschön verfallen und schaurig-schön vom Leben erzählen, das einst in ihnen war. Diese Orte zu fotografieren - auch, wenn sie womöglich mitunter eine schreckliche Geschichte haben (wie beispielsweise das Dorf Prypjat, in dessen unmittelbarer Nähe 1986 einer der Reaktoren von Tschernobyl explodierte) - ist für mich die Möglichkeit, ihnen ein Fortleben zu sichern und den Menschen, die hier gelebt und mitunter auch gelitten haben, Respekt zu zollen. Einige der Motive finden sich im untenstehenden Kurzum: Für mich ist wichtig und überzeugend, was der alte Goethe einmal sagte: "Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist."